Samstag, 9. Juni 2007


Welch tollwütige Geschosse hier so über die Landstraße rollen hat Anita in ihrem Tagebuch bereits verewigt, ein besonders schönes Exemplar ist mir im Barrio 23 de Enero vor die Linse gerollt, besser gesagt: Es stand einfach da.

Das Stichwort: 23 de Enero.
Das ist jenes Barrio, das als heimliche Hochburg von Chávez gilt, das mit Abstand als „politischstes Barrio“ gilt, das mit Waffengewalt auch gegen die Diktatoren vor Chávez gekämpft hat – und wohin der Comandante 1992 nach seinem gescheiterten Putschversuch auch vorübergehend geflüchtet ist.

Was die Barrios anbelangt gibt es einige sehr einfache aber durchaus nützliche, lebenszeitverlängernde Regeln:
1. Geh’ nicht hinein.
2. Wenn Du hineingehst, geh’ nicht allein hinein.
3. Bei Regel 2 zählen andere Touristen oder Europäer nicht, sondern nur Barrio-Bewohner, im Idealfall bewaffnet.
4. Trage keinen Halsschmuck, keine Uhr, keine Markenkleidung, nimm keine Foto- oder Videokamera mit, zähle nie dein Geld auf freier Straße, falte nie einen Stadtplan auf und verweile nie länger suchend und mit Bambi-Blick an Straßenkreuzungen oder belebten Plätzen.
5. Verweile nie länger suchend und mit Bambi-Blick an unbelebten Plätzen.
6. Den Bambi-Blick kannst Du dir auch im Rest von Caracas sparen.
7. Kannst Du eigentlich Spanisch? Wenn nicht, siehe 1.
8. Venezolanisches Spanisch – das hat mit klassischem Spanisch nichts zu tun!
9. Sag’ nie die Wahrheit: Du kommst aus Deutschland, nicht aus Österreich. Venezuela ist der einzige Platz auf der Welt, an dem man besser dran ist, wenn man aus Deuschland kommt. Alexander von Humboldt ist hier ein Idol, Mozart, Walzer und Wien kennt keine Sau. Im Zweifelsfall gilt man als Ami – und das ist noch schlimmer als alles andere.
10. Noch einmal: Geh’ besser nicht hinein. Was willst Du dort überhaupt?

1 Kommentar:

Shu hat gesagt…

Gutheißen kann ich da nur das 5. Gebot, denn im Grunde bin ich ja für ein universelles Verbot des Bambi-Blicks und finde, man sollte generell härter werden.